Style Guide

Zwölf Ideen für individuelle Verlobungsringe

Love is a Many-Splendoured Thing

von Lea Felicitas Döding

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eute gilt ein Brillantsolitär als der klassische Verlobungsring. Der Entwurf des klassischen Solitärs geht auf Charles Lewis Tiffany zurück, der ihn 1886 an die Öffentlichkeit brachte und popularisierte. Tiffany’s Entwurf, ein Brillant in sechs Krappen an einer schmalen Ringschiene, ist noch heute geläufig. Doch erst ein halbes Jahrhundert später wurde die Verbindung zwischen einem einzigen Diamanten und ewiger Treue endgültig gefestigt: Es war die von De Beers im Jahr 1947 lancierte  Kampagne A Diamond is Forever, welche  die Idee eines diamantenen Verlobungsringes tief in unserer Vorstellung verankerte.

Wirft man jedoch einen Blick zurück in die Vergangenheit, so lassen sich viele verschiedene Arten des Verlobungsringes entdecken. Jeder Typus verkörpert dabei eine eigene romantische Idee – ideal für Paare, deren individuelle Beziehung und gemeinsamen Werte auch im Verlobungsring Ausdruck finden sollen.

Der Entourage-Ring: Einer Prinzessin würdig

Viktorianischer Entourage-Ring mit petrolfarbenem Saphir und Diamanten, um 1890.

Der Entourage-Ring zeichnet sich durch einen großen Mittelstein aus, der von einem Kranz aus Diamanten umgeben wird. Er ist einer der klassischen und stets neu interpretierten Entwürfe der Schmuckgeschichte. 

Lady Diana Spencer, die zukünftige Princess of Wales, machte einen Entourage-Ring 1981 zum Verlobungsring: Denn einen solchen wählte sie sich aus dem Sortiment der damaligen Hofjuweliere Garrard & Co. Dianas Ring fasst mittig einen großen blauen Saphir. 

Entourage-Ringe sind mit fast allen nur erdenklichen Mittelsteinen zu finden: Von gelben und rosafarbenen Saphiren über Smaragde, Rubine, Amethyste und viele weitere. So ist es nicht zuletzt die individuelle Wahl des zentralen Edelsteins, welche den Entourage-Ring zu einem besonderen Verlobungsring werden lässt.

Der „Toi-et-moi“-Ring

Antike Ringe der Belle Époque, links ein „Toi-et-moi“-Ring, rechts ein Trilogie-Ring, beide mit Smaragden aus Kolumbien, um 1910

Der „Toi-et-moi“-Ring – manchmal auch „Vous-et-moi“ genannt – präsentiert zwei gleich große Edelsteine gleichberechtigt nebeneinander. Diese sollen symbolisch für die Liebenden stehen. Das wohl berühmteste Beispiel dieser Schmuckgattung ist der Verlobungsring, den Napoleon 1796 Joséphine schenkte, besetzt mit einem Diamanten und einem Saphir.

Diese Art des Ringes blieb bis weit in das 20. Jahrhundert hinein in Mode und wurde immer wieder dem vorherrschenden Geschmack angepasst. Ein weiteres bekanntes Beispiel für solch einen Ring, diesmal im Stil des Midcentury, ist Jackie Kennedys Verlobungsring aus einem Diamanten und einem Smaragd.

Da diese Ringe zwei oftmals verschiedene Edelsteine gleichwertig nebeneinander präsentiert werden, ist solch ein Ring die perfekte Wahl für Paare, für welche Gleichberechtigung und die Individualität der Partner im Mittelpunkt stehen.

Der Trilogie-Ring: Gestern, heute und morgen

Antiker Trilogie-Ring mit Diamanten und Naturperle in Platin, um 1910.

Antike Ringe mit drei Edelsteinen werden als three-stone rings oder Trilogie-Ringe bezeichnet. Wenn sie als Verlobungsring getragen werden, so wird die Dreizahl der Steine oftmals symbolisch ausgelegt: Die drei Edelsteine sollen dann die gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren.

Während viele antike Trilogie-Ringe mit Diamanten ausgefasst sind, tragen einige auch einen Farbedelstein als Mittelstein. Möchte man dem Ring zusätzliche Bedeutung verleihen, so kann der Farbedelstein nach der Bedeutung ausgewählt werden, welche dieser in der Edelsteinsprache des 19. Jahrhunderts innehatte: Etwa Saphir für Treue oder Rubin für Leidenschaft.

Der Déco-Diamant: Zeitlos und beständig

Drei Art Déco-Ringe mit Diamanten, um 1925-1930.

In den 1920er und 1930er Jahren war Diamantschmuck so verbreitet wie niemals zuvor. Zahlreiche, raffiniert entworfene Diamantringe haben sich aus dieser Zeit erhalten. Die anspruchsvolle handwerkliche Verarbeitung, die zeitlosen Entwürfe und die Verwendung edlen Platins machen diese Ringe noch heute zu idealen Verlobungsringen. 

Die Symbolik des Diamants als Stein der Ewigkeit untermauert dabei die Aussage des Ringes. Da Diamanten in jener Zeit mit Vorliebe in Millegriffes-Zargen gefasst wurden, ziehen diese Ringe keine Fäden und lassen sich auch täglich unkompliziert tragen.

Der Saphir: Treue und Beständigkeit

Antiker Ring der Belle Époque mit Saphir und Diamanten, um 1910.

In vergangenen Jahrhunderten galten Saphire als Steine, die ihren Träger vor Falschheit und Listen schützen sollten. Nicht zuletzt wurden sie daher oft von Bischöfen getragen.

Im viktorianischen Zeitalter entwickelte sich diese Bedeutung  hin zu einer Symbolik der Wahrheit und Treue. 1913 fasste der Mineraloge George Frederick Kunz die kulturelle Bedeutung des Saphirs zusammen: „Der Saphir – der Edelstein des Herbstes, das Blau des Herbsthimmels – ist ein Symbol der Wahrheit, Aufrichtigkeit und Beständigkeit [...] er verkörpert ruhige und bewährte Zuneigung“. 

Seine Beständigkeit, Schönheit und kulturelle Bedeutung machen den Saphir zur idealen Wahl für Paare, die sich in dieser Beschreibung wiedererkennen.

Der Rubin: Leidenschaftliche Liebe

Im 19. Jahrhundert galt der Rubin als ein Symbol der leidenschaftlichen Liebe. „Ruby is passion“, schrieb etwa der britische Maler Edward-Burne Jones in einem Brief an eine enge Freundin. „Im Allgemeinen gilt er als das Sinnbild der leidenschaftlichsten und glühendsten Liebe“, ließ das Damenjournal Bazar 1886 verlauten. 

Drei Vintage Rubinringe mit Diamant-Entourage, 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ein antiker Rubinring ist damit eine symbolisch bedeutsame Wahl für Paare, welche diese Gefühle füreinander auch in der Zukunft aufrechterhalten wollen.

Der Fede-Ring: Liebe und Loyalität

Eine seltene Sammlung antiker Fede-Ringe des 17. bis 19. Jahrhunderts

Der Fede-Ring – abgeleitet von der italienischen Bezeichnung mani in fede, Hände im Glauben – ist in Form ineinander verschränkter Hände gestaltet, eine der ältesten universell verständlichen Gesten der Verbundenheit. 

Der Entwurf geht auf den alten Brauch zurück, Verträge, Treueschwüre oder Verlobungen mit einem Händedruck zu besiegeln. Fede-Ringe existierten bereits im antiken Rom, doch lebte ihre Popularität im Mittelalter wieder auf. Bis in das viktorianische Zeitalter hinein blieben sie beliebt, wobei die Feinheiten ihrer Entwürfe an die jeweiligen Herkunftsregionen und die wechselnden Moden angepasst wurden. 

Ein Fede-Ring kann sowohl als Unisex-Ehering als auch als Verlobungsring getragen werden.

Der Schlangenring: Ewige Liebe

Antiker Schlangenring aus Rotgold und Diamanten, um 1900.

Im späten 18. Jahrhundert, im Zuge der Aufklärung, löste sich die Schlange von ihrer christlichen Assoziation mit der Versuchung Evas. Stattdessen besann man sich auf die Antike, in welcher die sich selbst in den Schwanz beißende Schlange – der Ouroboros – als Symbol der Unendlichkeit gegolten hatte. Diese Assoziation mit der Unendlichkeit wurde in der Folgezeit auf die Liebe übertragen, und viele romantische Schmuckstücke wurden in der Form von Schlangen geschmiedet. 

Tatsächlich war diese romantische Interpretation der Schlange als Symbol ewiger Liebe so weit verbreitet, dass Queen Victoria einen Verlobungsring in Form einer Schlange trug.

Jeder antike Schlangenring hat einen einzigartigen Charakter. Oftmals sind diese Ringe mit Edelsteinen besetzt, welche ihren Kopf zieren oder ihre Augen bilden. Manche Ringe zeigen sich in Form einer einzigen Schlange, die sich um den Finger windet, während andere als zwei ineinander verschlungene Schlangen gestaltet sind.

Der Herzring: Zwei Herzen schlagen im Takt

Antiker Ring mit Diamant im Herzschliff und Rubin-Entourage, um 1910.

Der Herzring kam im 18. Jahrhundert auf und zeigt ein Herz oder auch zwei Herzen nebeneinander. Während die Bedeutung der Herzen offensichtlich ist, sind diesem Ringtypus doch oftmals noch subtilere Botschaften inne. Sind die Herzen etwa von einer Schleife bekrönt, so trägt diese einen ähnliche Symbolcharakter wie der Liebesknoten. Trägt der Ring eine Krone, so steht diese für Loyalität.

Die Rokoko-Ringe des 18. Jahrhunderts sind als täglich zu tragende Verlobungsringe nicht empfehlenswert; zu schnell würden die zarten Entwürfe Schaden nehmen. Die Mode des Herzrings erfuhr jedoch im späten 19. Jahrhundert eine Renaissance, und die Ringe jener späteren Zeit sind im Allgemeinen robuster. 

Soll ein Herzring zum Verlobungsring werden, so achten Sie auf einen Entwurf mit offenen anstatt geschlossenen Edelsteinfassungen, denn diese verziehen auch, wenn sie einmal nass werden.

Liebesknoten und Schleifen: Nichts kann uns trennen

Ein Schleifenring im „Retro Style“, um 1950

Schleifen und Liebesknoten, auch true lover’s knots, sind ein Jahrhunderte altes Motiv und visualisieren das unauflösbare Band zwischen zwei Liebenden. 

Historische Beispiele sind aus verschiedenen Epochen bekannt. Bereits im frühen 17. Jahrhundert soll der Earl von Northhampton einen solchen Ring besessen haben, beschrieben als „a golde ring sett with fifteene diamondes in a true-lover’s knotte“, ein Goldring mit fünfzehn Diamanten besetzt, in einem Liebesknoten. Dieser Ring trug die lateinische Inschrift „nec astu, nec ense“ – weder List noch Schwert solle die Liebenden trennen können.

In der viktorianischen Zeit gelangte das Motiv des Liebesknotens zu neuer Popularität, und viele dieser  Knotenringe sind noch heute tragbar. Der Schleifenring ist eine verspieltere Variation des Motivs.

Der Bandring: Ein treuer Begleiter

Vier Bandringe aus Gold, um 1840-1900.

Dezent, zeitlos und außerordentlich tragbar: Der Bandring kann nicht nur Ehering sein, sondern eignet sich aufgrund seiner unkomplizierten Tragbarkeit auch als Unisex-Verlobungsring. 

Die große Popularität des edelsteinbesetzten Bandringes während der viktorianischen Zeit und dann wieder während des 20. Jahrhunderts erlaubt heute eine große Auswahl. Oftmals sind die Edelsteine in das goldene Band vertieft eingerieben, sodass sie ohne Krappen auskommen, geschützt und plan liegen und keine Fäden ziehen können.

Der akrostische Ring

Drei Viktorianische Ringe aus Gold, oben ein Regard-Ring mit Edelsteinen, Mitte 19. Jh.

Bunte Edelsteine und geheime Botschaften vereint schließlich der akrostische Ring zu einem ganz einzigartigen Ganzen.

Akrostischer Schmuck kam im späten 18. Jahrhundert auf und blieb das gesamte 19. Jahrhundert hindurch populär, insbesondere in Großbritannien. In diesen Schmuckstücken buchstabieren die Anfangsbuchstaben der verwendeten Edelsteine eines oder mehrere Wörter. Zu den beliebtesten Beispielen gehörten „adore“ (Amethyst, Diamond, Opal, Ruby, Emerald), „regard“ (Ruby, Emerald, Garnet, Amethyst, Ruby, Diamond) und „dearest“ (Diamond, Emerald, Amethyst, Ruby, Emerald, Sapphire, Topaz). 

Heute, da das Wissen über akrostischen Schmuck weitgehend verschwunden ist, sind solche Ringe mehr als je zuvor Überbringer geheimer Botschaften zwischen zwei Liebenden.

Lea Felicitas Döding

Als Kunsthistorikerin interessiert mich vor allem die materielle Kultur des Schmucks. Wie wurde ein Stück getragen, von wem und zu welchem Zweck? Welche Bedeutungen verband man mit Edelsteinen und Schmuckentwürfen? Diesen Fragen versuche ich für das Hofer Magazin auf den Grund zu gehen – und tauche dabei oft tief in die Schmuckgeschichte ein.

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