In Weiß

Museale viktorianische Parure aus natürlichen Saatperlen, Großbritannien um 1850


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Museale viktorianische Parure aus natürlichen Saatperlen, Großbritannien um 1850
Museale viktorianische Parure aus natürlichen Saatperlen, Großbritannien um 1850
Beschreibung
Ein wahres Meisterstück ist die hier vorliegende Parure aus Collier, Brosche, Ohrringen und Armband: Denn sie wurde in minutiöser Handarbeit aus unzähligen kleinen Naturperlen gefertigt, die mit weißem Rosshaar auf Plättchen aus Perlmutt genäht sind. So ergeben sich plastische Formen, welche ganz aus schimmernden Perlen zu bestehen scheinen. Viele dutzende Stunden muss eine Perlarbeiterin an den Kostbarkeiten gesessen haben. Die eindrucksvolle Parure spricht die körperhafte Formensprache der Jahre um 1850, mit breitem Armband, langen Ohrringen und geschwungenen, banderolenartigen Elementen an Brosche und Collier – ganz so, wie man sie auch im Gold- und Diamantschmuck jener Zeit findet. Diese geschwungenen Bänder wurden auch als „cuir roulé“ bezeichnet: Sie gelten als eines der charakteristischen Merkmale des frühviktorianischen Schmucks. So weisen nicht nur die Materialität, sondern auch die Formgebung der Parure auf eine Entstehung in Großbritannien hin. Saatperl-Paruren dieser Art erhielten Mädchen in der englischsprachigen Welt zu ihrem 18. Geburtstag (vgl. die etwas frühere Mary Lucile Stevens Seed Pearl Parure von 1836, heute im National Museum of American History, Inv.-Nr. 1984.0696) oder als Hochzeitsschmuck. Grund hierfür war die Symbolik der Perlen. Sie galten als Symbole der Reinheit und Jungfräulichkeit, was ihre Popularität als Hochzeitsschmuck erklärt. Die für diese Arbeiten genutzten winzigen Saatperlen stammten nicht aus heimischen Flüssen, sondern wurden aus Madras oder China importiert. Vermutlich handelt es sich bei den hier genutzten größeren Naturperlen um Orientperlen aus dem persischen Golf. Die Parure ist ein Sammlerstück von musealer Qualität und Seltenheit und liegt in einem passgenauen Etui vor. Weitere Paruren finden sich etwa bei Ginny Reddington Dawes/Olivia Collings: Georgian Jewellery 1714-1830, Woodbridge 2007, S. 48 sowie David Bennett/Daniela Mascetti: Understanding Jewellery, London 2010, S. 108. Vgl. zur Technik ebd., S. 104. Zur Datierung und Formensprache des vorliegenden Sets, vgl. ebd., Abb. 107 (Collier), Abb. 113 und 123 (Brosche) oder Abb. 82 und 86 (Armband). Die Sevigné-Abhängungen der Brosche und die Form der Ohrringe entsprechen bereits in den 1830er Jahren populären Typen, jedoch wurden die Grundformen jeweils durch die offene Komposition aus „cuir roulé“-Bändern modernisiert.
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„Welches war der erste Edelstein, der den Menschen in seinen Bann zog? Vermutlich die Perle, da ihre Schönheit sofort offenbar wurde, als die Muschel sich öffnete, denn die Perle muss weder geschliffen noch poliert werden, und ihr Fund war wohl ein Nebenertrag der Nahrungssuche.“ Übersetzt nach Francis Stopford, The Romance of the Jewel, London 1920. Unter den Juwelen hat die Perle einen ganz besonderen Stellenwert, handelt es sich bei ihr doch um kein Mineral. Anders als Edelsteine muss sie auch nicht geschliffen werden, sondern wird in jener Form gefunden, in der sie dann auch im Schmuck verwendet wird. So rankten sich bis in die frühe Neuzeit viele Mythen um ihre Entstehung: „Von dem Ursprung und Wachsthum dieser Perlen finden sich verschiedene Meynungen unter denen Gelehrten / indem viele mit dem alten Plinio darvor halten / sie würden aus dem Thau / so in die eröffnende Muscheln tropfet / generiret” (Museum Museorum Valentini 1704, zit. nach Liselotte Hansmann/Lenz Kriss-Rettenbeck: Amulett und Talisman. Erscheinungsform und Geschichte, München 1966, S. 110).
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