Ein Götterbote

Große Muschelgemme mit Merkur nach Giambologna, Italien um 1910


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Große Muschelgemme mit Merkur nach Giambologna, Italien um 1910
Große Muschelgemme mit Merkur nach Giambologna, Italien um 1910
Beschreibung
Der römische Gott Merkur, in Griechenland auch als Hermes bekannt, galt als „Götterbote“ und ist der Gott der Händler und Diebe, der Kunsthändler, der Redekunst, der Gymnastik und der Magie! Ein universeller Schutzgott also – und viele hundert Mal wurde er in der Geschichte der Kunst dargestellt. Das heute wohl berühmteste Abbild des Gottes schuf Giambologna um 1580 in Florenz. Seine Bronzestatuette des Mercurio volante hat sich bis heute in mehreren Versionen erhalten, in Florenz im Museo del Bargello, doch auch z.B. in Dresden, vgl. hier. Die Statue, ein Hauptwerk des Grünen Gewölbes, gelangte als Geschenk der Herzöge der Toskana nach Dresden. Weitere Fassungen finden sich z.B. im KHM in Wien, aber auch im Louvre in Paris. Die Bildidee Giambolognas war also sehr erfolgreich und verbreitete sich schnell in ganz Europa – und sie wurde auch zum Vorbild der hier vorliegenden Kamee! Wir sehen den Gott auf einer Luftsäule balancierend, ausgestoßen vom Windgott Zephir. Merkur ist im Begriff, die Welt der Götter zu verlassen, um den Menschen die Beschlüsse des Olymp mitzuteilen. Interessant ist, wie der Schnitzer der Muschel den Körper des Gottes dargestellt hat. Der jugendliche Gott Giambolognas ist hier zu einem muskulösen Mann gereift. Sein Gesicht ist antik, der Ausdruck energisch und seine Brust ist breit. Es ist diese betont männlichere Darstellung, welche uns die Gemme in die ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts datieren lässt. Die ovale Muschel wird von einer schlichten Fassung aus Gold gehalten. Sie ist als schlichte Kordel entworfen und macht die Gemme zur Brosche. Wir haben das Schmuckstück in London entdeckt. Sicher ist es als Souvenir einer Italienreise in den kühlen Norden gekommen.
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Gemmen und Kameen zu besitzen war über Jahrhunderte der Anspruch beinahe aller großen kunstgewerblichen Sammlungen und Wunderkammern, vom Grünen Gewölbe in Dresden angefangen über die Schatzkammer Rudolf II. bis hin zu großen privaten Sammlungen wie die des Baron von Stosch in späterer Zeit. Das 18. und 19. Jahrhundert brachte zahlreiche große Abdrucksammlungen antiker Siegelsteine und Gemmen hervor, die die antike Bildsprache der Glyptik beinahe in ihrer Gesamtheit darstellen konnten, waren sie doch auch Ausdruck einer humanistischen Bildung. Doch hat sich die Kunst des Gemmenschneidens bis heute in Italien, bessonders in der Bucht von Neapel erhalten, wo sie von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Heute ist die Scuola dei Cammei in Torre del Greco die weltweit einzige groß angelegte Ausbildungsstätte für Gemmenschneider in Italien. In besonderem Maße wichtig für die Vermittlung von Stein- und Muschelschnitten nördlich der Alpen waren seit jeher Italienreisende, die Abdrücke und geschnittene Steine sowie gravierte Muscheln von ihren Bildungsreisen nach Hause brachten um sich daran zu erfreuen.
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